Daß Menschen, die füreinander etwas empfinden, sich schon immer gegenseitig Glück für eine unüberschaubare Zukunft wünschten, davon darf man ausgehen. Verbürgt ist z.B. von den alten Ägyptern, daß diese dies im besonderen Maße am Beginn eines neuen Jahres taten. Konnten sie doch hoffen, daß ein neuer Lebenszyklus in der Natur auch dem einzelnen Menschen die Chance für einen Neuanfang bot, unter Vermeidung aller negativen Erfahrungen der Vergangenheit. Als Symbol für neues Leben schenkte man sich Skarabäen und Neujahrsflaschen sowie kleine, selbstgemachte Sprüche auf Papyrus. Unsere europäischen Vorfahren hatten ähnliche Bräuche,
jedenfalls war es im ausgehenden Mittelalter und in der frühen
Neuzeit vielfach üblich, sich am Neujahrstag zu besuchen, um sich
gegenseitig Glück für die Zukunft zu wünschen. Waren früher die Hauptanlässe zum Schreiben von Karten der Namenstag, das Weihnachts- und Neujahrsfest, so begannen mit Anfang des 20. Jahrhunderts auch die einfachen Leute, ihren Geburtstag zu feiern. Ein weiterer Anlaß für einen persönlichen Gruß. Heute ist fast jede zweite geschriebene Karte ein Geburtstagsglückwunsch. Mit dem aufkommenden Wohlstand in den 60er Jahren nahm der Wunsch zu,
mehr und privateres auf Karten zu schreiben oder eigenwilligere Motive
auszuwählen. Natürlich war der heidnische Brauch des Glückwünschens zum neuen Jahr der christlichen Kirche stets ein Dorn im Auge gewesen. Da der Klerus für mehrere Jahrhunderte der Bildungsträger Europas war, gab es von Seiten der "Gebildeten", besonders in Mitteleuropa, immer einen gewissen Vorbehalt der Neujahrskarte gegenüber, der sich auch auf andere Anlässe übertrug. Man rümpfte die Nase und gab vor, daß Versender von Glückwunschkarten angeblich keine Briefe schreiben könnten. Dabei erhebt die Glückwunschkarte gar keinen Anspruch auf tiefgehende
Schreibkultur. Sie kann und will den gediegenen Brief nicht ersetzen.
Sie will nur, individuell vom Versender für den Empfänger
ausgesucht, als dessen Stellvertreter ein Überbringer schneller,
kleiner, freundschaftlicher Botschaften von Mensch zu Mensch zwischendurch
sein. Ein Produkt der Lebensfreude ohne erhobenen Zeigefinger und ohne
kritische Absicht.In den angelsächsischen Ländern wird das
auch so empfunden, und deshalb ist Deutschland in diesem Sinne im Vergleich
z.B. zu den USA, zu Großbritannien oder auch zum direkten Nachbarn
Holland, am Pro-Kopf-Verbrauch gemessen, noch immer ein Entwicklungsland
der Glückwunschkarte. Die AVG hat es sich in Verbindung mit den übrigen
Gruppen am Markt zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern.
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